Dienstag, 5. Juni 2012

Achter Einsatz


Bei diesem Einsatz spielten wir mehrmals die Szene „Sherin trifft ihre Lehrerin“. Die Schauspielerin mit arabischem Migrationshintergrund spielt hier eine Mathestudentin, die ihrer früheren Lehrerin von ihren Erfahrungen als Kopftuchträgerin an der Uni erzählt: „Obwohl ich nur gute Klausuren schreibe, denken die, ich bin dumm oder werde unterdrückt“. Bei dem ersten Durchgang der Szene mischte sich sofort eine deutsche Mitfahrerin ein. Sie war der Meinung, dass jede muslimische Frau ein Kopftuch tragen dürfe, wenn sie es wolle, allerdings könne sie nicht verstehen, warum manche Frauen sich trotzdem schminken würden: „Wenn schon, denn schon“, sagte sie. Daraufhin mischte sich Jens ein, der bei dieser Szene einen Kommilitonen von Sherin spielte: „Aber das ist doch auch nicht so schlimm, jeder sucht sich eben seinen eigenen Weg“. Anschließend entstand eine Diskussion darüber, ob Glauben notwendig sei oder nicht. „Glaube ist Hoffnung“, sagte die Frau. Als Jens und Sherin später ausstiegen, mischte sich noch eine weitere Frau mit Migrationshintergrund ein und sagte zu Jens: „Aber ich finde es gut, dass Sie sie (Sherin) unterstützen.
Sehr interessant war der zweite Durchgang der Szene, da sich hier eine junge türkische Frau mit Kopftuch einmischte, die mit ihrer Mutter und ihrem Kind unterwegs war. Die junge Frau bestätigte Sherins Ausgrenzungserfahrungen: „Die Leute gucken gar nicht mehr, was ist das für ein Mensch, sondern sie denken gleich: Ach, die hat ein Kopftuch, die interessiert mich nicht“. An dieser Stelle mischte sich Jens in die Diskussion mit ein: „Aber als Mann weiß man oft nicht, wie man damit umgehen soll, wenn eine Frau ein Kopftuch trägt. Man weiß dann nicht: Darf man die jetzt ansprechen oder nicht?“. „Versuchen Sie es einfach“, sagte die junge Muslima mit türkischem Migrationshintergrund und lachte. Auch die Umsitzenden (ein älterer und ein jüngerer Mann mit Migrationshintergrund) schmunzelten. Es war uns also gelungen, trotz des heiklen Themas Kopftuch eine freundliche und offene Kommunikation entstehen zu lassen.



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