1.
Szene: Jens lernt Türkisch
Jens
steigt in die U-Bahn ein, er hat ein Sprachbuch zum Lernen von
Türkisch in der Hand und übt laut türkische Worte. Ali steht in
der Nähe und spricht Jens an: „Lernen Sie türkisch?“. Jens
erklärt daraufhin, er würde Türkisch lernen, weil in seinem Haus
alle türkisch sprechen würden und er sich besser verständigen
wolle. Außerdem wolle er gerne einmal in die Türkei reisen.
Sherin
mischt sich ein. Sie fragt, ob es nicht wichtiger wäre, dass die
Menschen Deutsch lernen würden. Jens erklärt, das sei natürlich
auch wichtig, aber man könne ja sozusagen „von beiden Seiten“
aufeinander zugehen.
Cordula
mischt sich ein und bringt das Thema: „Deutschkurse als Zwang“
in die Diskussion mit ein (Vor- und Nachteile). Dabei versucht die
Darstellerin, die Umsitzenden in die Diskussion einzubinden (falls
das zu diesem Zeitpunkt nicht schon von selbst geschehen ist).
2.
Szene: Der besorgte Vater
Ali
steigt laut und aufgeregt telefonierend ein und setzt sich möglichst
zwischen deutsche Fahrgäste. In dem Telefonat geht es um seinen
Sohn, der die Schule schmeißen will. Ali fleht ihn an,
weiterzumachen und keinen Mist zu bauen. Dann legt er auf und
verlässt die U-Bahn. Cordula wendet sich jetzt an die Umsitzenden:
„Haben Sie das mitbekommen? Der arme Vater, er macht sich solche
Sorgen um seinen Sohn und dessen Zukunft....da sieht man mal, was für
einen Unsinn Sarrazin verbreitet, wenn er sagt, Familien mit
Migrationshingergrund seien nicht an der Bildung ihrer Kinder
interessiert“. In die beginnende Diskussion mischen sich dann die
beiden anderen Darsteller ein und bringen Argumente und Hintergründe
zum Thema „Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund und
Bildung“.
3.
Szene: Sherin trifft ihre Lehrerin
Sherin
und ihre ehemalige Lehrerin Frau Zimmermann (Cordula) treffen sich in
der U-Bahn und begrüßen sich freudig und lautstark. In dem
ebenfalls möglichst laut geführten Gespräch erzählt Sherin, dass
ihr Mathestudium super laufen würde, dass sie aber an der Uni wegen
ihres Kopftuches vielen Vorurteilen ausgesetzt sei: „Die denken,
das ich unterdrückt werde oder eine Attentäterin sei“. Sie
spricht über ihre große Sehnsucht, auch mit Kopftuch respektiert zu
werden: „Der Mensch hinter dem Kopftuch zählt“. Nachdem Sherin
ausgestiegen ist, entfachen die übrigen Darsteller eine Diskussion
über die Frage, ob das Kopftuch Unterdrückung bedeute oder nicht,
ob es im öffentlichen Raum geduldet werden solle und wenn nein,
warum nicht etc.. Dabei beziehen die Darsteller die Umsitzenden aktiv
in die Diskussion mit ein: „Was denken Sie darüber?“. Fazit der
Szene soll das Argument sein, dass die Kopftuchdebatte unfruchtbar
sei und nur weiter polarisieren würde. Wichtiger sei es, den
Menschen „hinter dem Kopftuch“ kennenzulernen.
4.
Szene: Deutsche Muslima
Cordula
fährt mit der U-Bahn. Sie ist eine deutsche Muslima, die ein
Kopftuch trägt. Ali steigt ein und begrüßt sie, er ist offenbar
ein Bekannter ihres Mannes. Ali wundert sich darüber, dass Cordula
ein Kopftuch trägt und fragt sie, ob sie das freiwillig machen
würde. Cordula reagiert gekränkt: „Das Kopftuch gehört zu meinem
Glauben und natürlich trage ich es freiwillig“. In diese
Diskussion mischt Sherin sich ein: „Ich bin nicht der Meinung, dass
das Kopftuch zum Glauben gehört“. Nach einer Weile steigt Cordula
aus und die übrigen Darsteller beginnen eine Diskussion zum Thema
Kopftuch (siehe Szene „das Kopftuch I“).
5.
Szene: Kulturelles Missverständnis
Cordula
ist Lehrerin. Sie kommt von der Arbeit und erzählt einer Freundin am
Handy aufgebracht von einem kleinen Jungen mit arabischem
Migrationshintergrund, mit dem sie immer wieder Probleme habe, weil
er sie ignorieren würde: „Ich frage ihn, warum er das gemacht hat
und er schaut mich nicht an“. Auch heute gab es wieder ein Problem
und sie hat jetzt beschlossen, zu den Eltern des Jungen zu fahren und
mit ihnen zu sprechen, auch wenn sie keine Ahnung habe, ob sie sich
mit ihnen verständigen kann. Nachdem sie aufgelegt hat, spricht
Sherin die Lehrerin an: „Entschuldigen Sie, dass ich mich
einmische, aber ich arbeite auch mit Kindern mit
Migrationshintergrund....“ und erklärt, dass es sich hier um ein
kulturelles Missverständnis handeln könne: „Viele Kinder lernen
bei uns, dass sie eine Respektperson nicht anschauen dürfen, wenn
sie mit ihnen schimpft“. Jetzt mischt Ali sich ein: „Das sehe ich
anders. Der Junge war einfach respektlos, das liegt daran, dass das
deutsche Schulsystem zu weich ist“. Cordula widerspricht: „Wir
haben eine andere Auffassung von Autorität“. In dieser Diskussion
geht es darum, welche gegenseitigen Schritte notwendig sind, damit
die oft auseinander driftenden Erwartungen von Schule/Lehrern auf der
einen Seite und Eltern mit Migrationshintergrund auf der anderen
Seite angenähert werden können.
6.
Szene: Abschiebung
Jens
steigt aufgeregt telefonierend ein. Er hat gerade erfahren, dass ein
Junge aus seiner Fußballmannschaft abgeschoben werden soll. Er will
zum Flughafen fahren und versuchen, die Abschiebung zu verhindern.
Nachdem er ausgestiegen ist, spricht Cordula Ali an: “Haben Sie das
mitbekommen? Der Junge soll abgeschoben werden, obwohl er in
Deutschland aufgewachsen ist“. Ali erklärt, dass die Abschiebung
sicher den Grund hätte, dass der Junge schwer straffällig geworden
sei. Sherin mischt sich ein mit dem Argument, auch dann wäre
Deutschland für den Jungen verantwortlich und nicht die Türkei.
Ali: „Wenn er straffällig wird, muss er die Konsequenzen spüren“.
Sherin: „Ja, aber in Deutschland. Und mit Strafe allein ist es auch
nicht getan. Der Junge braucht Unterstützung“. Cordula beginnt
daraufhin eine Diskussion über das Vorurteil, ausländische
Jugendliche seien krimineller als deutsche. Die Szene endet mit dem
Fazit: Jugendkriminalität ist keine Frage der Herkunft sondern der
sozialen Schicht.
7.
Szene: Schnittchen
Sherin
und Jens sowie Cordula und Ali sind als Pärchen unterwegs (diese
Szene funktioniert sowohl, wenn die Paare sich nicht kennen, als
auch, wenn sie gemeinsam als Freunde unterwegs sind). Sherin und Jens
streiten sich, weil Jens sich weigert, ihr beim Haushalt zu helfen,
obwohl Sherin am Abend Gäste hat. Jens: „Ich hab keine Zeit, ich
will meine Serie gucken“. Als er seine Statements steigert:
„Haushalt ist Frauensache“, mischt Ali sich ein: „Was ist das
denn für ein Machogehabe. Ich mach auch den Haushalt“. Cordula
unterstützt diese Aussage. „Stimmt. Wir machen alles gemeinsam.
Ali kocht auch, wenn wir Gäste haben“. Bei dieser Szene geht es
darum, das Vorteil zu widerlegen, „alle“ Männer mit
Migrationshintergrund seien Machos, die immer noch der Meinung sind,
die Hausarbeit müsse von Frauen gemacht werden.
8.
Szene: Zwangsheirat
Sherin
und Ali steigen ein. Sherin weint und Ali versucht herauszubekommen,
was los ist. Schließlich gesteht sie ihm, dass sie mit einem Mann
verheiratet werden solle, den sie nicht wolle und dass sie einen
deutschen Freund habe. Diese Szene wird leise gespielt, aber Jens
steht so dicht bei den beiden, dass er mithören kann. Ali verspricht
Sherin, dass er ihr helfen und mit ihrem Vater reden wolle. Nachdem
die beiden ausgestiegen sind, spricht Cordula Jens an: „Haben Sie
das mitbekommen? Was war denn mit dem Mädchen“. Daraufhin erzählt
Jens, was er gehört habe: „Das Mädchen soll verheiratet werden,
aber sie will nicht“. Cordula: „Und der Mann war ihr Vater?“.
Jens erklärt daraufhin, dass es sich offenbar gerade nicht um den
Vater gehandelt habe, sondern um den Onkel und dass dieser dem
Mädchen helfen wolle“. In dem anschließenden Gespräch geht es
darum, wie tief häufig auch die Väter in ihre traditionellen Rollen
verstrickt sind sowie um die Vorbildrolle des verständnisvollen
Onkels.