Der erste Einsatz war sehr aufregend. Wir stiegen
Hermannplatz in die U-Bahn und spielten anschließend auch in der S-Bahn und im
Bus. Die Leute reckten ihre Hälse, als in unserer ersten Szene die
Schauspielerin mit Kopftuch und Migrationshintergrund erzählte, wie sie
darunter leiden würde, dass sie an der Uni aufgrund ihres Kopftuchs von vielen
abgelehnt werde. Als sie erwähnte, dass sie Mathematik studieren würde,
staunten die umsitzenden Jungs nicht schlecht.
Zu Kommentaren unter jugendlichen Mitfahrern führte die
Szene, in der die empörte deutsche Lehrerin von einem arabischen Schüler
erzählt, der sie nie anschauen würde, wenn sie ihn wegen eines Fehlverhaltens
zur Rede stellen würde. Die Jugendlichen waren sofort auf der Seite des Schülers.
Als sich eine „Mitfahrerin“ (die Schauspielerin mit Migrationshintergrund) dann
einmischte und erklärte, dass es sich hier um ein kulturelles Missverständnis
handeln könne („ein Kind, das Mist gebaut hat, soll die Respektperson nicht
anschauen“) hörten viele Fahrgäste aufmerksam zu.
Auch die nächste Szene, in der der Schauspieler, der den
türkischen Ehemann spielt, keine Probleme damit hat, zuhause beim Saubermachen
zu helfen, während der deutsche Mann dazu keine Lust hat, führte dazu, dass
unter den Fahrgästen Blicke und leise Kommentare gewechselt wurden. (Ziel dieser Szene ist es, das Vorurteil zu widerlegen, Männer mit Migrationshintergrund seien "alle" Machos und würden ihre Frauen unterdrücken).
Zu Heiterkeit führte die Szene, in der der deutsche
Schauspieler laut im Bus Türkisch lernt und die Mitfahrenden bittet, ihm bei
der Aussprache zu helfen.
Obwohl die Szenen gut liefen, wollen wir beim nächsten Mal
das Publikum noch mehr miteinbeziehen und zu laut geäußerten
Stellungnahmen/Diskussionen herausfordern ("was denken Sie darüber?"). Hierfür werden wir die Szenen
„dramatischer“ gestalten und uns bei den anschließenden Diskussionen örtlich
weiter im Abteil verteilen.
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