Für
das Projekt haben wir SchauspielerInnen mit Migrationshintergrund
gecastet. Und so besteht unser Team jetzt aus einer Schauspielerin mit arabischem Migrationshintergrund
und einen Schauspieler mit türkischem Migrationshintergrund sowie zwei Schauspielern ohne
Migrationshintergrund.
Gemeinsam
erarbeiteten wir die Szenen, die wir in der U-Bahn spielen würden.
Im
ersten Teil unserer Probenphase trugen wir das Material zusammen, das
wir aus den Interviews in den verschiedenen Einrichtungen gesammelt
hatten. Dabei stellten wir fest, dass die konkreten Geschichten aus
den Interviews nicht direkt als Spielszenen verwendbar waren, da sie
sich entweder nicht auf die U-Bahn übertragen ließen oder zu
konfliktträchtig waren. Was wir jedoch aus den Interviews
mitgenommen hatten, waren Erwartungen, Enttäuschungen, Vorurteile
oder Wünsche, welche die Menschen bezüglich des Zusammenlebens mit
anderen Kulturen haben (siehe Interviews). Diese Statements wurden
die Grundlage unserer Szenen, in denen wir die aktuell diskutierten
Themen wie Kopftuch, Einwanderung, Bildungserfolge, Kriminalität,
Geschlechterverhältnisse behandeln.
Dabei
diskutierten wir auch unsere eigenen Erfahrungen, kulturellen
Hintergründe und Vorurteile und ließen sie in die Szenen
einfließen. In manchen Punkten (z.B. bezüglich der Kopftuchdebatte
oder dem „Zwang“ zu Deutschkursen) blieben wir unterschiedlicher
Ansicht. Es war also auch innerhalb der Gruppe wichtig, die Position
des anderen zu respektieren.
Nachdem
wir die Szenen ein paar Mal in der U-Bahn ausprobiert hatten,
überarbeiteten wir sie in den Proben erneut. Wir stellten z.B. fest,
dass wir nicht unbedingt laut und dramatisch spielen müssen, um das
Publikum in der U-Bahn zu erreichen, sondern dass es viel wichtiger
ist, zu erkennen, an welchen Orten und zwischen welchen Fahrgästen
wir uns platzieren. Auch die innere Dynamik beim Spielen ist
entscheidend (Betroffenheit, Engagement). Wenn das Publikum nicht von
selbst in die Szene einsteigt, ist es wichtig, die Fahrgäste direkt
anzusprechen („was denken Sie darüber“). Manche Szenen mussten
mehrmals umgeschrieben werden, weil entweder die Botschaft nicht klar
genug war oder die Argumentationen zu umständlich. Die Szenen müssen
klar und deutlich sein und zum Einmischen herausfordern ohne zu
provozieren. Diese Gratwanderung gilt es zu meistern.
Eine
große Rolle in der Probenarbeit spielte auch die inhaltliche
Recherche zu den Themen. Wir brachten Infomaterial mit und studierten
es gemeinsam (Zeitungsartikel, Statistiken, Umfragen etc. sowie:
„Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin sowie
Veröffentlichungen, die seine Thesen widerlegen).
Ebenfalls
sehr wichtig war es, während der Probenarbeit immer wieder das Ziel
der jeweiligen Szenen klar herauszuarbeiten: Was wollen wir mit der
Szene erreichen und wie schaffen wir es, ein schwieriges Thema so
darzustellen, dass es eine neue Sicht ermöglicht und Vorteile abbaut
anstatt neue zu schaffen.
Inzwischen
haben wir acht gut funktionierende Szenen erarbeitet, die auf
unterschiedliche Weise das Thema „Zusammenleben der Kulturen“
behandeln und Vorurteile hinterfragen.
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